ÖBB 1110.505

In der Nachkriegszeit mit dem wieder beginnenden Wirtschaftsaufschwung kam es auch zu Verkehrszuwächsen bei der Eisenbahn. Zusätzlich wurden immer mehr be­deu­tende Eisenbahnstrecken in Österreich elektrifiziert. Dadurch stieg der Bedarf an Elektrolokomotiven. Die Österrreichischen Bundesbahnen mussten daher leis­tungsstarke Elektrolokomotiven für den  Schnellzugverkehr anschaffen, vor allem für den Westen Österreichs mit den vielen Steilstrecken (Arlberg, Brenner, Karwen­del aber auch Pass Grießen) waren adäquate und leistungsstarke Lokomotiven ge­fordert. 

Ab Mitte der 1950er Jahre wurden dann die sechsachsigen Lokreihen 1010 und 1110 bei den Simmering Graz Pauker Werken gebaut, den elektrischen Teil lieferten al­ternierend die Brown Boveri Company, Elin oder die Siemens Schuckert Werke. Un­sere 1110.505 wurde als 1110.05 am 30. Mai 1957 ausgeliefert und in Betrieb genom­men, sie leistet knapp 4000 kW und hat eine Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h. 

Der zwischen Bregenz und Wolfurt verkehrten LP (Leerpersonenzug) 36461 bestand aus einem Schlierenwagen des R 5589 und der Garnitur des D 546 (Wien Westbahnhof – Bregenz). Die 1110.505 war am 21. März 1987 für diesen Zug eingeteilt und konnte zwischen Riedenburg und Lauterach aufgenommen werden. (Foto: Markus Rabanser)
Im Jahr 1987 wurden die meisten Schnellzüge von und nach der Schweiz mit den SBB-Lokomotiven der Serie Re 4/4II bespannt. Das Zugpaar D 362/363 wurde allerdings zwischen St. Margrethen und Lindau Hbf planmäßig mit einer 1110.500 bespannt. Am 2. Feber 1987 konnte die 1110.505 mit D 363 (Laufweg Zürich HB – München Hbf) bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Bregenz beobachtet werden. (Foto: Markus Rabanser)

Die 1110.505 wurde im Jahr 1975 nachträglich mit einer für damalige Ver­hältnisse leistungsstarken thyristorgesteuerten Gleichstrom-Widerstandsbremse ausgerüstet, um bei Talfahrten die Waggonbremsen zu schonen. Nach Beendigung dieser Arbeiten wurde sie zur besseren Unterscheidung zu den ohne elektrische Widerstandsbremse aus­gerüsteten 1110ern am 23. September 1975 in 1110.505 umgezeichnet. Dabei war diese Lokomotive die letzte, die derart umgebaut worden ist. 

Für die Vorarlberger Historie ist dabei äußerst interessant, dass die 1110.05 damals als erste Lokomotive ihrer Reihe und somit als erste Nachkriegslokomotive über­haupt bei der Zugförderungsleitung Bludenz stationiert wurde. In den folgenden Jahren war sie vor allem auf der Arlbergbahn, aber auch auf den anderen Strecken Vorarlbergs im Einsatz und führte sowohl Güter- als auch Reisezüge. 

An einem wunderschönen Wintertag, dem 13. Feber 1999, war die 1110.505 im Schiebedienst auf der Arlbergbahn eingesetzt. Zu diesem Zeitpunkt waren dies alltägliche Leistungen für diese Lokomotiven. Das Foto entstand bei der Durchfahrt im Bahnhof Langen am Arlberg. (Foto: Markus Rabanser)
Am 9. Feber 1991 hatte die 1110.505 ihre Hauptausbesserung bereits hinter sich. Erfreulicherweise verblieb sie noch mit dem originalen Lokkasten. Das Bild wurde zwischen Pfaffenschwendt und Fieberbrunn aufgenommen. (Foto: Markus Rabanser)

Die Lokomotiven dieser Baureihe (insgesamt wurden 30 Einheiten gebaut, zehn wurden mit der oben genannten elektrischen Widerstandsbremse ausgerüstet) prägten das Bild der Vorarlberger Züge bis in die beginnenden 2000er-Jahre. Die Ausmusterung der Lokomotive erfolgte im Jahr 2003. Danach verblieb sie zuerst noch unter dem Dach der ÖBB als Nostalgiefahrzeug und wurde später an den Verein Neue Landesbahn in Mistelbach (NÖ) verkauft. Mittlerweile steht die 1110.505 sogar unter Denkmalschutz. 

Unserem Verein Pro Bahn Vorarlberg ist es – trotz mehrerer Interessenten – gelun­gen für den Kauf der 1110.505 seitens des Vorbesitzers den Zuschlag zu bekommen. Die Lokomotive ist in betriebsfähigem Zustand und wurde im März 2023 von der zuständigen §40-Person des BMK be­gutachtet und weiterhin für den Be­trieb zugelassen. 

An einem leider unbekannten Tag im Jahr 1984 entstand das Bild der 1110.505 mit einem LP zwischen Riedenburg und Lauterach. Die Lokomotive präsentierte sich mit den erhabenen Ziffern. [Foto: Walter Schögl (+)]
Am 3. Dezember 1979 präsentierten sich in der Zugförderungsleitung Innsbruck die Lokomotiven 1110.505, 1010.10 und 1670.101 vor der prächtigen Kulisse der Nordkette. [Foto: Walter Schögl (+)]

Mit dem Kauf der Lokomotive kann zukünftig, zusammen mit den historischen Waggons, die der Verein Pro Bahn Vorarlberg in Eigenregie beschafft und renoviert hat, eine für unserer Region sehr typi­sche historische Eisenbahngarnitur in betriebsfähigem Zustand geschaffen werden. 

Zu dieser Zeit war die 1110.505 bereits der ÖBB-Nostalgieabteilung zugewiesen und präsentierte sich vor dem Rundlokschuppen des Traktionsstandortes Innsbruck. (Foto: Alexander Haid)

Technische Daten

Achsfolge: C0′ C0′              

Eigengewicht: 111 t

Länge über Puffer: 17,86 m

Gesamtachsstand: 12.700 mm

Stundenleistung: 4.000 kW

Stundenzugkraft: 184 kN

Antrieb: BBC-Federantrieb

V/max: 110 km/h