ÖBB 1110.505
In der Nachkriegszeit mit dem wieder beginnenden Wirtschaftsaufschwung kam es auch zu Verkehrszuwächsen bei der Eisenbahn. Zusätzlich wurden immer mehr bedeutende Eisenbahnstrecken in Österreich elektrifiziert. Dadurch stieg der Bedarf an Elektrolokomotiven. Die Österrreichischen Bundesbahnen mussten daher leistungsstarke Elektrolokomotiven für den Schnellzugverkehr anschaffen, vor allem für den Westen Österreichs mit den vielen Steilstrecken (Arlberg, Brenner, Karwendel aber auch Pass Grießen) waren adäquate und leistungsstarke Lokomotiven gefordert.
Ab Mitte der 1950er Jahre wurden dann die sechsachsigen Lokreihen 1010 und 1110 bei den Simmering Graz Pauker Werken gebaut, den elektrischen Teil lieferten alternierend die Brown Boveri Company, Elin oder die Siemens Schuckert Werke. Unsere 1110.505 wurde als 1110.05 am 30. Mai 1957 ausgeliefert und in Betrieb genommen, sie leistet knapp 4000 kW und hat eine Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h.
Die 1110.505 wurde im Jahr 1975 nachträglich mit einer für damalige Verhältnisse leistungsstarken thyristorgesteuerten Gleichstrom-Widerstandsbremse ausgerüstet, um bei Talfahrten die Waggonbremsen zu schonen. Nach Beendigung dieser Arbeiten wurde sie zur besseren Unterscheidung zu den ohne elektrische Widerstandsbremse ausgerüsteten 1110ern am 23. September 1975 in 1110.505 umgezeichnet. Dabei war diese Lokomotive die letzte, die derart umgebaut worden ist.
Für die Vorarlberger Historie ist dabei äußerst interessant, dass die 1110.05 damals als erste Lokomotive ihrer Reihe und somit als erste Nachkriegslokomotive überhaupt bei der Zugförderungsleitung Bludenz stationiert wurde. In den folgenden Jahren war sie vor allem auf der Arlbergbahn, aber auch auf den anderen Strecken Vorarlbergs im Einsatz und führte sowohl Güter- als auch Reisezüge.
Die Lokomotiven dieser Baureihe (insgesamt wurden 30 Einheiten gebaut, zehn wurden mit der oben genannten elektrischen Widerstandsbremse ausgerüstet) prägten das Bild der Vorarlberger Züge bis in die beginnenden 2000er-Jahre. Die Ausmusterung der Lokomotive erfolgte im Jahr 2003. Danach verblieb sie zuerst noch unter dem Dach der ÖBB als Nostalgiefahrzeug und wurde später an den Verein Neue Landesbahn in Mistelbach (NÖ) verkauft. Mittlerweile steht die 1110.505 sogar unter Denkmalschutz.
Unserem Verein Pro Bahn Vorarlberg ist es – trotz mehrerer Interessenten – gelungen für den Kauf der 1110.505 seitens des Vorbesitzers den Zuschlag zu bekommen. Die Lokomotive ist in betriebsfähigem Zustand und wurde im März 2023 von der zuständigen §40-Person des BMK begutachtet und weiterhin für den Betrieb zugelassen.
Mit dem Kauf der Lokomotive kann zukünftig, zusammen mit den historischen Waggons, die der Verein Pro Bahn Vorarlberg in Eigenregie beschafft und renoviert hat, eine für unserer Region sehr typische historische Eisenbahngarnitur in betriebsfähigem Zustand geschaffen werden.
Technische Daten
Achsfolge: C0′ C0′
Eigengewicht: 111 t
Länge über Puffer: 17,86 m
Gesamtachsstand: 12.700 mm
Stundenleistung: 4.000 kW
Stundenzugkraft: 184 kN
Antrieb: BBC-Federantrieb
V/max: 110 km/h